Big City Life
Ich stehe an der roten Ampel, tausende Menschen strömen um mich herum - kein Wunder, der Striezelmarkt ist berühmt. Man trifft viele Nicht-Sachsen, viele Interessierte, viele Erheiterte, viele Mürrische, viele Angetrunkene... viele Menschen der unterschiedlichsten Art. Gegenüber auf der anderen Straßenseite steht ein Vater mit seiner kleinen Tochter. Autos kommen zum Stillstand, die Fußgängerampel jedoch noch auf Rot gehalten - der Vater geht trotzdem los, in der Hand, die seiner Tochter. Die Ampel schaltet auf grün, ich gehe los, ziehe an dem Vater und seiner Tochter vorbei und bei folgenden Worten huschte mir ein breites Grinsen über die Lippen: "Aber Schatz, denk dran, bei Rot darf man nicht über die Ampel gehen!"
Mein Tag war irgendwie ein abwechslungsreiches Spiel von Hochs und Tiefs. Ich erwachte und es war eiskalt - die Heizung war ausgefallen... ich gehe ins Bad, will mein Gesicht waschen, das Wasser eiskalt - das Warmwasser ist ebenfalls ausgefallen. Ich war geknickt, mir war eisig kalt und der Tag konnte nicht besser beginnen. Ich hab mich dann angezogen, gefrühstückt und bin zur Passstelle gefahren, um meinen biometrischen Xpress-Pass zu beantragen. Joah war wohl nix. Sie haben das Digital-Bild wieder nicht akzeptiert, ich soll wieder zur Fotografin hin und des reklamieren lassen. Langsam kotzt es mich an. Der ganze Bürokraten-Scheiß. Ich bin dann mies gelaunt in meine kalte Wohnung zurückgekehrt und hab die Überraschung für Schatz fertig gebastelt. Die Zeit verging wie im Flug und ich war froh, dass ich des Geschenk noch fertig bekommen hatte, bevor ich los musste... ne halbe Stunde bevor meine Bahn fuhr ging dann das Warmwasser wieder und auch die Heizung (nachdem ich am Morgen die Vermietung angerufen habe und sie jemanden vorbei geschickt haben), war dann doch noch schnell duschen und dann 16 Uhr losgemacht zur Post und dann zum Kino, wo ich mich mit den andren treffen wollte. Alle bis auf Julia sind gekommen, wir rein ins Kino und da wurde uns dann gesagt, dass der Film ausnahmsweise heute mal nicht läuft -_-" ham uns dann entschieden am Sonntag ins Kino zu gehen... sie haben sich wieder verabschiedet und ich bin allein ins Borowski und hab mir meinen Cappuccino genehmigt (die Kellnerin scheint mich langsam zu kennen >D sie lächelte mich an und fragte "kleinen oder großen Cappuccino?") - jaja.. ich mag es manchmal allein ins Cafe zu gehen - ich sitze dann immer an der großen Glasscheibe und beobachte die Menschen, die draußen vorbeigehen. Finde ich teilweise sehr amüsant.
Ich liebe meine Stadt... irgendwie scheint alles so groß und unnahbar, aber mir passiert es immer häufiger, dass ich Menschen wiedertreffe, die ich mal gesehen habe, die ich mal kennengelernt habe oder die ich schonmal beobachtet habe. Ich muss dann einfach nur Lächeln, wenn ich zum Beispiel die Kassiererin vom Rewe-Markt auf dem Weihnachtsmarkt wiedertreffe - in so einem Moment wird einem dann erst richtig bewusst, dass mehr hinter dem Menschen steckt. Sie ist nicht nur Verkäuferin - sie ist ein Mensch wie jeder Andere, ein Mensch mit Bedürfnissen, ein Mensch, der ebenso viele Probleme mit sich rumträgt wie jeder Andere. Ich finde es interessant, sich das bewusst zu machen. Ist irgendwie ein schönes Gefühl zu wissen, dass man nicht allein ist.
Letzten Samstag saß ich in der Bahn auf einem Vierer-Sitz. 6 Jugendliche stiegen ein, musterten mich und besetzten die restlichen 3 Sitze (es waren Pärchen - das Weibchen schön auf dem Schoß des Männchens, so wie es sich gehört). Ich sah nur aus dem Fenster der Bahn, denn ehrlich gesagt war es mir unangenehm, dass sie alle mit ihrem Partner rumknutschten und ich so mittendrin, hm. Aber dann unterhielten sie sich... nunja, Unterhaltung konnte man das wahrlich nicht nennen. Sie sahen mich an, tuschelten, lachten. Mir war es egal, umso mehr Schadenfreude und Mitleid empfand ich, als sie von ihrer Abendplanung sprachen... "Ey, des wird endgeil, wir zocken wieder die ganze Nacht CounterStrike - des is endkrass...." - mehr bekam ich nicht mit, denn ich verließ die Bahn an der Haltestelle, an der man mich erwartete - doch ich ging mit einem Lächeln - eine innere Zufriedenheit, was für ein Glück ich mit meinem Leben habe.
Irgendwie macht mich diese Zeit wieder nachdenklich. Es tritt verstärkt auf, dass ich Menschen beobachte. Und das gefällt mir. Ich mag es durch diese Stadt zu gehen, rumgeschubst zu werden von den Massen - jeder geht seinen Weg und doch gehen irgendwie alle denselben.